Kistengeschichten: Heute hören wir die Geschichte von Mojo am Nordpol!

Alle Kinder lieben Geschichten, alle Kinder haben ein Recht auf Geschichten.
Wie aber können wir schwer – und schwerstbehinderten Kindern Geschichten so erzählen, dass sie sie be-greifen und verstehen?
Dazu gibt es eine besondere Methode, die seit einigen Jahren erfolgreich an unserer Schule verwendet wird – die KISTENGESCHICHTEN!
Was ist das??
Nun, diese Methode ist aus England zu uns gekommen (dort unter dem Namen „bagbooks“ bekannt) – wir haben sie Kistengeschichten genannt.
Ein Buch ist eine Kiste! In dieser Kiste befindet sich ganz viel Material auf allen Sinnesebenen, sowie der Text mit Anweisungen.
Die Gruppe sitzt entspannt im Halbkreis zusammen, der Erzähler beginnt mit dem ersten Satz und dem dazugehörigen Material, z.B. „ Mojo macht eine Reise an den Nordpol, dort ist es immer kalt und eisig!“ Dazu gibt es ein Kühlelement und Eis zum Anfassen. Der Erzähler geht zu jedem Kind und wiederholt diesen Satz, so wird die Geschichte eindrücklich und einprägsam erzählt. Es entsteht eine ganz besondere Atmosphäre, da nur die Sätze der Geschichte erzählt werden, ohne begleitenden Kommentare und Unterbrechungen.
Es gibt selbst erfundene Geschichten (Im Wald, Lena will mit, Apfelmus ist lecker), umgewandelte Kinderbücher (z.B. Wo die wilden Kerle wohnen, die HeuleEule, Räuber Hotzenplotz oder Hase Hannes Ostereiermalwerkstatt) und Vorlagen des englischen Verlages (siehe auch www.bagbooks.org), die wir übersetzt haben – der Alienplanet oder Ein Tag im Schnee. Die Geschichten beziehen sich auf die Lebenswelt der Kinder, behandeln aber auch Themen wie „Freundschaft“ oder die Feste im Jahreskreis und Jahreszeiten (Ostern, Weihnachten, Fasching, Sommerfest, Herbst und Winter). Auch mehrere Märchen als wichtiges Kulturgut sind mittlerweile als Kistengeschichte vorhanden.
Was erreichen wir damit? Die Kinder erleben eine zusammenhängende Geschichte und können dies mit einfachen Mitteln nachvollziehen – die Geschichte wird mit sensorischen Erfahrungen verbunden. Die Kinder lernen Zusammenhänge zu verstehen: „ es ist kalt (fühlen), ich suche die Wärme (Handschuhe etc.) Handlungsabläufe werden in Geschichten mit hohem Praxisanteil (Apfelmus ist lecker) erlebt und verstanden.
Dialoge werden eingeübt, auch durch den Einsatz von UKgeräten und der Wortschatz wird erweitert.
Die Kinder erleben sich in einer Gruppe, lernen abzuwarten und warten gespannt bis der Erzähler zu ihnen kommt.
So vermitteln wir Literacy für schwer- und schwerstbehinderte Kinder. Literacy ist ein Sammelbegriff für Erfahrungen rund um die Buchkultur und beinhaltet u.a. Textverständnis und Sinnverstehen.
Die Kistengeschichten werden im Wahlpflichtunterricht, im Nachmittagsangebot und auch zunehmend in Deutschgruppen in der Primarstufe, aber auch im Englischunterricht der Sekundarstufe (viele unsere Geschichten liegen zweisprachig vor) eingesetzt.
Sie erfreuen sich großer Beliebtheit!
Ansprechpartner für dieses Projekt sind Antonia Karnatz und Karen Meyer, (Heilerzieherinnen). Gerne kann man in unseren Gruppen hospitieren, wir geben auch Fortbildungen und beantworten alle Fragen!